TEGA


 

Durch Nachbarschaft, gemeinsame Unternehmungen und praktische Arrangements entstehen Verbände von bolos. Die Form solcher Föderationen, bolo-Bündel oder Koordinationen wird von Region zu Region und Kontinent zu Kontinent verschieden sein und von unterschiedlichen Traditionen beeinflusst. bolos können auch isoliert bestehen (z.B. im Dschungel) oder in Gruppen von zwei oder drei. Sie können nur locker organisiert sein, oder sehr eng verwoben (in Städten). Es kann Überlappungen geben, Enklaven und Exklaven, Wechsel usw.

Eine häufige Form der Zusammenarbeit von zehn bis zwanzig bolos ist sicher das tega: ein Dorf, eine Nachbarschaft, eine Kleinstadt, eine kleine Talschaft, ein Landgebiet, ein Quartier.

Ein tega kann zustande kommen durch geographische Zusammengehörigkeit, städtische Struktur, kulturelle oder geschichtliche Faktoren oder einfach aus gegenseitiger Vorliebe. Ein tega (Nachbarschaft) erfüllt für seine bolos oder einzelne ibus bestimmte praktische Aufgaben: Strassen, Kanäle, Wasserversorung, Energie, kleine Betriebe und Werkstätten, Verkehrswesen, Spitäler, Gewässer- und Waldpflege, Materiallager, Feuerwehr, Markt, allgemeine Hilfe und Reserven für Notfälle, Theater, Kinos, Restaurants usw. Die bolos organisieren für solche Dinge eine Art Selbstverwaltung auf lokaler Ebene. Entscheidend ist dabei nicht das Territorium, sondern die Unternehmung. Ein bolo kann also zu mehreren tegas gehören; tegas können fliessend ineinander übergehen. Im Gegensatz zu heutigen Formen lokaler Verwaltung (Quartier-Räte, Blockkomitees, Gemeinden, Sowjets usw.) sind tegas von unten bestimmt und nicht einfach Kanäle zentraler Verwaltungen. Die bolos mit ihrer grossen Selbständigkeit begrenzen die Macht solcher «Regierungen» und verhindern, dass sie eine bürokratische Eigendynamik entfalten. Die bolos sind die Garantie dafür, dass die tegas «riskiert» werden können.

Wenn die bolos das wollen, können Nachbarschaften auch gesellschaftliche Funktionen ausüben. Sie können Ausschüsse haben, die sich mit Konflikten zwischen bolos oder ibus befassen, die Duelle überwachen (siehe: yaka), die helfen neue bolos zu gründen oder ausgestorbene bolos aufzulösen, die tega'bolos einrichten (für ibus, die sich auf keine bestimmte Lebensweise einigen können, aber doch in einem bolo leben möchten...) Im Rahmen der Nachbarschaften sollte es auch Platz haben für Lebensweisen ausserhalb der bolos: für Eremiten, Kleinfamilien, Vagabunden, Nomaden, Misanthropen, Dandies, Genies, Kommunen oder Zweierbeziehungen. Diese Individuen oder Gruppen können mit bolos oder dem tega Abkommen treffen über ihre Versorgung mit Lebensmitteln, Unterkunft usw. Sie bilden einen Teil des Reichtums einer Nachbarschaft. Diese kann sogar eigene Landwirtschaftsbetriebe (tega'kodu) unterhalten und bestimmte Produkte für die ganze Nachbarschaft erzeugen.

Kurz, das tega entfaltet so viele Aktivitäten, wie die beteiligten bolos wünschen: Bäder, Klein-Opern, Häfen, Springbrunnen, Feste, Eisbahnen, Galerien, Regatten, Pastetenbackwettbewerbe, Schlachthäuser, Bäckereien...

Die bolos müssen dabei nur aufpassen, dass sie nicht zuviel von ihrer Unabhängigkeit verlieren - die ersten Schritte auf dem Weg zum Staat sind oft sehr harmlos.

Schematisch vereinfacht könnte ein städtisches tega etwa so aussehen:



 
 

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