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Nacht-Café


Meine linke Hand angelt nach den Pommes, stippt sie in den Kaffee und läßt sie zum Mund wandern. Ich bin müde, aber ich kann nicht schlafen. Ich denke an sie, und weiß nicht warum. Ich wollte nicht mehr, aber irgendwie kann ich es nicht abstellen. Die Pommes sind kalt, die Angestellten sind müde. Einer zieht sich noch ein Eis, stellt dann gelangweilt einen Putzeimer unter die Eisdüse und drückt eine Taste. Die restliche Eiscreme entleert sich mit einem lauten Zischen, dann ist wieder Ruhe. Teures Eis ist Abfall. Hinten in der Ecke sitzen noch zwei Frauen, die sich über irgendwelche Typen unterhalten, ein Pärchen steht auf und geht.

Pommes und Kaffee, daß einzige, was man hier wirklich essen kann. Ein weiterer Angestellter kommt in den Restaurantraum, beginnt mit „Streifenfrei“ und einem neuen Lappen die Steinplatten der Tische abzuwischen. Die Tür geht auf, drei Jugendliche wollen noch Eis, es gibt keines mehr, die nächsten kaufen sich die letzten Hamburger.

Meine Pommes sind matschig-kalt und salzig, aber der Kaffee schmeckt gut, er vertreibt diesen Hauch von Müdigkeit aus meinem Körper, läßt nur ein leichtes Zittern zurück. Ich gehöre ins Bett, aber ich kann noch nicht schlafen, finde keine Ruhe. »AS« eingerahmt von zwei blauen Strichen. Mehr ist nicht zu lesen. Der Rest ist zu einem großen blauen Fleck verlaufen, der sich in den Rillen der Haut gefressen hat. Ein Stempel auf dem Handrücken, das Zeichen der Discogänger, ein Symbol für die Wochenedaktivität.

Der Stempel ist alt, aber irgendwie läßt er dazu gehören, ist eine Wochenendtätowierung auf die man stolz ist. Eine weitere Gruppe betritt das Restaurant, kauft die letzten Big Mac’s und setzt sich in eine Ecke. Er beißt beherz in das Brötchen, sie erzählt unter Tränen irgendwelche Probleme mit Sex und Männern. Er ist noch ihren Brötchenrest – sie gehen hinaus und ich in die kalte leere des Morgens.


 


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© baraka | bernd schach