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Der 4. Kreis


Der Außenring besteht aus zwölf zyklischen Gliedern in der Kette des bedingten Entstehens. Stationen, die im Kreislauf von Geburt und Tod durchlaufen werden.

Umschlossen wird Das Rad des Lebens vom Dämon der Vergänglichkeit. Nichts, was bedingt ist, darf zur Ruhe kommen – was logisch erscheint, denn sonst währe es ja ewig und nicht bedingt.

Um die sechs Ebenen des dritten Kreises verstehen zu können, hilft es zu bedenken, daß die buddhistische Philosophie fünf Stufen oder Ordnungen des bedingten Geschehens (unserer menschlichen Existens – und der anderen Existenzen) umfaßt.
 
 

  • Physikalisch-anorganische Stufe - Es ist dies die Welt welche von unserer Physik und Chemie umfaßt wird.
  • Organische Stufe - Hiermit ist die Welt gemeint, mit der sich die Biologie befaßt.
  • Psychische Stufe -  Es ist die Bewußtseinsstufe auf der Bewußtseinsfunktionen unwillkürlicher Art, wie zum Beispiel Sinneserfahrungen manifestiert sind.
  • Kamische Stufe - Der Bereich des Wollens.
  • Dharma-Stufe - Der Bereich der Transzendens.


Die erste Stufe ist also die der unbelebten Dinge. Gegenstände, die sich ihrer hier nicht bewußt sind (nach dem Denken von R. Steiner hat ein Stein zum Beispiel ein Bewußtsein auf einer anderen Welt und nur sein Körper ruht im unseren hier – gleiches gilt auch für die Zahnbürste, ...).

In der zweiten Stufe befinden sich die Dinge, welchen eine primitive Sinnesempfindung eigen ist und die einen einfachen Organismus besitzen (z.B.: Viren, Bakterien - sofern man westliche Bilder zum erklären sucht).

Die dritte Stufe des bedingten Seins ist den Lebewesen mit entwickelten Sinnesorganen und Sinnesbewußtsein zugeordnet – höhere Tiere, wobei es ja die Theorie gibt, Mäuse seien intelligenter als die Menschen, was sicher nicht so schwer ist).

Die vierte Stufe wird durch den Menschen besetzt, dem das Selbstbewußtsein eigen ist.

In die fünfte Stufe können Menschen gelangen - was nicht als ein Auszeichnung oder Wertung zu verstehen ist. Es ist die Ebene des transzendenten Bewußtseins. Die Unteren Stufen sind jeweils in den höheren enthalten.

Daneben geht der Buddhismus davon aus, daß es zahlreiche Weltsysteme gibt, die geeignet sind, Leben zu tragen. Jedes dieser Systeme umfaßt nach Ansicht der buddhistischen Kosmologie auch mehrere – sprich viele – Dimensionen.

Jede dieser Welten ist in übereinander liegende Ebenen geschichtet, die der evolutionären Stufenfolge entsprechen. (Stufe 1 - Stufe 5)

In unserem Weltsystem ist die unterste Ebene, die des sinnlichen Begehrens. (Stufe 1-3) Sie wird von den freudlosen und leidvollen Bereichen der Wiedergeburt gebildet.

Es sind:

a) Hölle
b) hungrige Geister
c) Tiere
d) Titanen

Die darüber liegende Ebene ist die karmische Stufe und die Dharma Stufe. Es ist die Welt der Menschen und der unteren Himmel. Sie stehen für Sinnes- und Selbstbewußtsein.
Über diesen beiden liegt als nächstes der Himmel der höheren Götter. Hier liegt die Archetypische-form und Nicht-form vor. Diese Ebene entspricht dem spirituellen und transzendenten Bewußtsein. Hier beginnt die Spirale zur Buddhaschaft.

Die Sphäre der Buddhas liegt jenseits aller Weltsysteme. Sie entspricht dem Aufscheinen des absoluten Bewußtseins. (wie es in der Beschreibung: »die vier Ausfahrten« zu lesen ist)
 
 
 

Also: Der Außenkreis


Dinge sind keine undurchlässigen, für sich existierende Einheiten, sondern Prozesse, die sich mit anderen Prozessen verweben. Aus diesen wird dann die Wirklichkeit gebildet. Wir können sogar sagen, jedes einzelne Geschehen sei das Werk des gesamten Kosmos. Der Buddhismus nennt dieses Geschehen:

Bedingtes Entstehen (Jedes Lebewesen entsteht aus einem Geflecht von Bedingungen)

Jedes einzelne Ereignis tritt demnach in Abhängigkeit eines weiten Netzwerkes von Bedingungen auf, daß letztlich das gesamte Universum umspannt. Dies wird mit dem Begriff »Konditionalität« umschrieben.

Daraus ergibt sich für die buddhistische Lehre, daß es keinen erkennbaren Beginn des bedingten Geschehens und somit auch keinen Schöpfungsakt geben kann, von dem aus alles hätte entstehen können. Mit welchen Umstand man sich auch befaßt, immer kann man die Bedingungen aufsuchen, in deren Abhängigkeit er auftrat. Das Karussell der Bedingungen kreist schon immer und diese Bedingungen bilden eine endlose Kette, eine Verkettung die sich zu einem Kreis schließt, ohne Anfang und Ende.

Der äußere Kreis stellt diese Bedingungsebenen da. Es gibt insgesamt zwölf. Diese zwölf Kettenglieder sind über drei Leben verteilt, womit
 

Vergangenheit,
Gegenwart und
Zukunft


gemeint sind.
 

  • Verblendung (VP I)* Die sechs Sinne (EP II)* Ergreifen (VP II)*
  • Tatabsichten (VP I)* Sinneseindruck (EP II)* Werden (VP III)*
  • Empfindungsvermögen  (EP II)* Fühlen (EP II)* Geburt (EP IV)*
  • Geistiges und Körperliches (EP II)* Begierde (VP III)* Tod und Verfall (EP IV)*


*VP: Verursachungsphase / EP: Ergebnisphase

  • Verblendung und Tatabsichten liegen in der Vergangenheit und stellen die Verursachungsphasen für die Gegenwart da.
  • Empfindungsvermögen (Geistiges und Körperliches)
  • die sechs Sinne,
  • Sinneseindrücke
  • Fühlen


sind die Bedingungen der Gegenwart und die Ergebnisphase der I. Verursachungsphase.
Durch ihrer Gesammtheit wird der Grundstein für die III. Verursachungsphase gelegt, die sich aus Begierde, Ergreifen und Werden zusammen setzt. Ihr Ergebnis sind Geburt und Tod. Und in der Art und Weise des Sterbens wird bedingt, wie die Zukunft sich weiter entfaltet. Der Geist löst sich auf, verliert sich. Aber in der Art und Weise, wie er in diesem Zustand denkt und Fühlt, wie er auf die Leere, die ihn umgibt reagiert, ergibt sich ein neues Leben. Verblendung und Tatabsichten führen zum Empfindungsvermögen, dem ersten schwachen Funken von Bewußtsein im einzelnen Embryo, in der einzelnen Bedingtheit einer der sechs Welten.
 
 

1. Verblendung
2. Tatabsichten
3.Empfindungsvermögen
4. Geistiges und Körperliches
5. Die sechs Sinne
6. Sinneseindruck
7. Fühlen
8. Begierde
9. Ergreifen
10. Werden
11. Geburt
12. Tod und Zerfall



 
WER BIST DU?
WAS WEISST DU?

1. Verblendung

Ein Mensch tappt im Dunklen. Er geht gebückt, nach vorne gebeugt, ist selbst blind und die Welt um ihn herum schwarz. In der linken Hand hält er einen Stock, mit dem er sich tastend durch die Umgebung wagt, die rechte Hand ist in die Ferne gestreckt, zum Schutz vor Gegenständen die sich nähern, als Sicherheit, wenn er stürzt.

Der Mensch in dem Bild spiegelt den Zustand der Verblendung wieder.

Was ist das: Verblendung?

Wir erleben uns aus einer Abgrenzung zur Umgebung heraus. Ich bin das Subjekt, der Mittelpunkt und die Umgebung betrachte ich als etwas objektives. Ist sie so, wie ich sie sehe wirklich oder ist sie etwa nur eine Spiegelung von dem, was ich gelernt habe zu sehen und zu wissen. An dieser Stelle muß ich mich fragen, wer ich bin, und was ich weiß. Bin ich am Ende nicht nur ein Teil eine Gruppierung, der, um zu einer Gruppe zu gehören, das angenommen hat, was in dieser Gesellschaft als wahr und richtig erachtet wird?

Die Frage an das delphische Orakel: »wer denn der weiseste Mann Griechenlands sei« wurde mit »Sokrates« beantwortet. Er erklärte sich darauf hin nur als im solchen Sinn Weise, weil er wisse, daß er nichts wisse, andere hingegen vorgäben immer noch zu wissen.

Unsere weltlichen Kenntnisse sind bloße, intelligente Mutmaßungen. Wir wissen nur von bestimmten Erfahrungen, die wir gemacht haben - ihre wahre Natur aber entgeht uns. So unterliegt unser Wissen Meinungen und Vermutungen. Nicht das sie nicht sinnvoll sind, sie erlauben uns etwas greifbar zu machen, aber durch die Benennung und die Bildung von Worten geben wir der Welt etwas Dauerhaftes, und das ist Verblendung.

Wir erleben die Welt in ihrer Kausalität, suchen nach Ursachen und Wirkung. Aber das Entstehen ist viel mehr in einer Konditionalität zu suchen, im bedingten Entstehen. Eine unübersehbare Verkettung von Ereignissen bedingt etwas weiteres, was wiederum verhaftet ist in einer Kette von Geschehen und neues bedingt.

In der buddhistischen Lehre  werden alle falschen Ansichten letztlich auf zwei Grundhaltungen zurückgeführt.

Zum einen die Eternalisten, die alle Erscheinung auf einen ewigen Gott oder ein absolutes Wesen reduzieren und versucht sind, ihr Leben als eine Aufgabe zu leben, mit dem Sinn, sich aus der Bedingtheit zu lösen und mit dem Absoluten zu vereinigen. Welt abgewand und mit einer schwarzen Sicht, denn alles was Freude bereitet und Lust beinhaltet lenkt von dem Gott, der hinter allem steht, ab, lebt er in einer strengen, autoritären Moral oft mit einer zwanghaften Askese verbunden.

Die andere Gruppe ist die der Nihilisten, die glauben, der Tod sei der endgültige Abschluß des Lebens und es gibt keine Existenz jenseits dessen, was uns sinnlich gegeben ist. Die einzige lohnende Unternehmung, bevor wir wieder in das Nichts eingehen ist der Genuß von möglichst erlesenen Sinnesfreuden.

Beide Anschauungen trennen das Subjekt vom Objekt. Entweder betone ich mein subjektives Sein zu sehr auf  Kosten der mich umgebenden Welt, oder ich entwerte mein Bewußtsein, indem ich die materielle Welt überhöhe.

Diese Teilung der Welt in Subjekt und Objekt sind dem Buddhismus nicht fremd, werden in ihm aber bloß als eine Stufe im Fortgang der Evolution bezeichnet. Wenn das Selbstbewußtsein beginnt, sich aus der unterschiedslosen Masse des einfachen Sinnesempfindens zu lösen, schält es einen Aspekt als das Subjekt der Erfahrung heraus und betrachtet den Rest als Objekt. Allmählich wird die Starrheit und Strenge der polaren Spaltung dann gelockert und die Pole beginnen, - mit zunehmender Bewußtheit - sich zu mischen und zu verschmelzen. Schließlich hebt sich auch die letzte Schranke zwischen Subjekt und Objekt und alles wird als ein endloses Spiel der Kräfte erkannt, eines unaussprechlichen schöpferischen Gestaltungsprinzips. Es gibt nichts eternalistisches, weil das Spiel der Möglichkeiten nichts von Dauer und Bestand und kein absolutes Wesen in sich birgt, wie es auch nichts nihilistisches gibt, weil auch das Individuum selbst bloß ein Fluß von Ereignissen ist, die in Abhängigkeit und Folge voneinander Auftreffen.

Solange aber ein haarfeiner Spalt zwischen Subjekt und Objekt besteht, sind wir verblendet und sehen die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind: Als Ausschnitte eines gewaltigen Netzwerkes von Prozessen, die in Wechselwirkungen miteinander verbunden sind und abhängig von Bedingungen entstehen und vergehen.
Erkenntnis dieser Art beinhaltet Erbarmen, denn man liebt jedes Teilchen in der Wirklichkeit, denn es gibt keinen Unterschied zwischen dem, was Ich bin und dem, was ich nicht bin. Man ist eins und identisch mit der gesamten Wirklichkeit.
 



 
...und forme Menschen
nach meinem Bilde...

2. Tatabsichten


Ein Mensch sitzt da und formt unter seinen Händen Ton. Es entstehen Gefäße, Schalen, Skulpturen. Bilder, die sich in den Gedanken des Töpfers formen werden durch seine Hände in der Welt manifest. Von seinen Stimmungen geleitet formt er mal schöne Dinge, mal grobe unförmige Sachen. Seine Emotionen spielen bei seiner Arbeit eine treibende Kraft. Doch auch sein Geschick, seine Übung und sein Geschmack bedingen die Form dessen, was er baut.

Tatabsichten sind also formbildende Kräfte, die unsere Zukunft gestalten. Sie sind die Gesamtsumme all unseres Wollens und umfassen ebenso die Absichten, die wir handelnd und sprechend offen ausdrücken, wie auch jene, die wir im Herzen als heimliche Wünsche verschließen. Willensregungen sind somit die Kräfte, die Gestalt geben. Sie formen nicht nur unsere Worte und Taten durch die Aktivität unseres Gehirnes und des Nervensystems, sondern sie prägen sich auch direkt auf unsere Umwelt auf.

Gedanken, Wünsche, Bewußtsein sind innerhalb des physikalischen Bereichs genauso Energie wie Strahlung oder Elektrizität. Ein Gedanke hat eine Richtung, eine eigene Stoßkraft, die sich als sehr feiner Impuls auf die Welt überträgt. Jedes geistige Bild, jedes Sehnen, jede Idee strahlt ein sehr feines, aber hochwirksames Kraftfeld aus, das auf unsere Umgebung einwirkt (hiermit können parapsychologische Phänomene erklärt werden). Die Summe aller Gedanken, die Konzentration auf ein Ziel bewirken letzten Endes das Erreichen. Wie eine Schnur aus vielen tausend Fäden gewebt, ist auch das Ziel unseres Seins aus einer unzähligen Summe von Gedanken Gebildet.

Die Tatabsichten sind eine Art Kraftfeld oder ein Bauplan auf der Stufe der karmischen Ordnung. Sie modellieren die niedrigeren - psychischen, biologischen und physikalischen  - Stufen und bringen durch sie ihren eigenen Charakter zum Ausdruck.. Impulse, die uns bewegen, verkörpern sich in konkreten Gestaltungen, in Taten, in unserem Körper und in der Welt, die wir bewohnen. Unser Leben selbst ist in seinem Wesen nichts anderes als die Verkörperung unseres Wollens in einer Welt der Erfahrung - der Welt der Menschen, oder in einer der anderen Welten, je nach dem, wie sich unsere Bedingungen, unsere Emotionen zur Zeit des Todes oder der Geburt äußern.
 
 



 
 
Handle stets so, daß die Maxime deines
Wollens ständiges Sittengesetz sein kann.

 

3. Empfindungsvermögen

Ein Affe ist einen Baum emporgeklettert, hat eine Frucht gepflückt und beginnt diese zu essen. Aber im Moment des Verspeisens, erblickt er eine neue Frucht, noch leuchtender, noch süßer und so läßt er die gepflückte fallen um die neue Frucht zu ergreifen. So geht das Spiel der Rastlosigkeit weiter und irgendwann liegt unter dem Baum ein Berg von angebissenen, verfaulenden Früchten und in den Bäumen turnt ein rastloser Affe, immer weiter pflückend und nicht zur Ruhe kommend.

Der Affe verdeutlicht den keimhaften Funken des Sinnesbewußtseins, der den Beginn des psychischen Lebens eines Neugeborenen markiert. Dieses keimhafte Bewußtsein birgt die Reaktionsmuster von Gier, Haß und Verblendung ebenso wie die schon entwickelte Liebe, Hingabe und Geistesklarheit So ist man als Embryo kein unbeschriebenes Blatt sondern tritt mit Bestrebungen und Neigungen ins Leben, die sich mit zunehmendem Alter mehr und mehr herausbilden.

Aus der Verblendung heraus, die Dinge werden nicht so geschaut, wie sie sind, und den sich daraus ergebenden Tatabsichten bildet sich das Empfindungsvermögen, der Keim, aus dem sich der gesamte psychophysische Organismus entfaltet. Und je nach Art der Empfindung manifestiert sich das Leben in einer der sechs möglichen Welten

Haß in der Ebene der Hölle
Neid in der Ebene der hungrigen Geister
Abwesenheit von Freude in der Ebene der Tiere
Leidenschaft in der Ebene der Menschen
Intrigantismus in der Ebene der eifersüchtigen Götter
Freude in der Ebene der Götterwelt
 
 


Wenn du auslösch Sinn und
Ton, was hörst du dann?

4. Geistiges und Körperliches - der psychophysische Organismus


Vier Männer in einem Boot (Form). Der eine führt das Ruder (Motivation), ein anderer steuert (Empfindung), ein dritter hält Ausschau (Erkennen), beschreibt die Umgebung und ein vierter liegt im Boot, erzählt, wohin er möchte, was Ziel der Reise ist (Bewußtsein). Doch letzten Endes gibt es kein Ziel, weiß keiner, wohin die Reise geht, sieht keiner die Gefahren die lauern und merkt keiner, daß das Boot auch hin und wieder ausgebessert werden müßte.

Das Boot und die vier Menschen verkörpern die fünf Ansammlungen, die Urbausteine aller unserer Erfahrungen, wie es der Buddhismus bezeichnet. Jeden Aspekt der Erfahrung können wir dem ein oder anderen Punkt der Ansammlung zuordnen. Und jeder Punkt ist in sich vergänglich, ist bedingt durch die anderen Aspekte des Geistigen und körperlichen Seins Form: kann wahrgenommen werden mit den Sinnen. Wenn etwas einen festen Widerstand bietet, dann geben wir ihm einen Körper (Erde), Geschmeidige Widerstände sind mit dem Element Wasser verbunden, Widerstände die wie das Feuer wirken sind Strahlung oder Wärme, kaum einen Widerstand bietet das Luftige, es ist frei beweglich.

Diese vier Zuständlichkeiten bilden die Basis unserer gesamten Wahrnehmung. Und aus der Kombination der Werte leiten wir die objektive Welt ab. Form bezeichnet also nur die elementare Widerstandserfahrung. Und in der Verkettung der ständig auf uns einwirkenden Erfahrungen, bilden wir unsere Welt.
Erkennen: ist der Vorgang, in dem wir Sinneseindrücke vergleichen. Und haben wir verschiedene Sinneseindrücke zu einem Gegenstand zusammengefügt, und ihm einen Platz in unserer Welt der Dinge zugewiesen, dann weckt er in uns:

Empfindungen: die sich in Form von Schmerz, Lust, Freude oder anderen Emotionen äußern.

Bei jeder Erfahrung, jeder Wahrnehmung von Formen nehmen wir gefühlsmäßige Bewertungen vor. Diese führen uns hin zur Motivation: die aktive Antwort auf Erfahrungen. Aus der Bewertung unserer Deutung der von uns gewonnenen Sinneseindrücke entstehen Willensregungen. Wir möchten besitzen, was uns angenehm erscheint und verlieren, was sich als unangenehm herausstellt. Hierin zeigt sich unser Bewußtsein.

Die Energie des Wollens verschmilzt mit physischen und biologischen Vorgängen, um das menschliche Lebewesen zu formen.
 
 



 
Probleme entstehen erst durch unsere
Reaktionen auf das, was wir in der
Umgebung wahrnehmen.

5.) Die sechs Sinne:


Alle Abschnitte bis zu dieser Stufe des Kreislaufes der Bedingtheit sind passive Ergebnisse unserer früheren Tatabsichten. Der Körper und die Sinne sind die zwangsläufige Folge unseres Handelns in der Vergangenheit.

Ein Haus mit fünf Fenstern und einer Tür. Die Sinne sind die Pforten unseres Organismus. Wir sehen, hören, riechen, schmecken und fühlen. Alles das alles zusammen dringt ein in den sechsten Sinn, das Denken, den Geist, der durch die Türe ein und aus geht, der in dem Haus lebt.

Die Dinge, worum es sich auch immer handeln mag, einfach wahr zu nehmen, ist weder gut noch schlecht (geschickt oder ungeschickt). Erst durch unser Reagieren, auf daß, was wir wahrnehmen, schaffen wir Probleme.

Deshalb müssen wir sehr genau darüber wachen, was wir mit unseren Sinnen aufnehmen. Wir müssen zu verhindern trachten, unheilsame Absichten an die Eindrücke zu knüpfen, die wir durch unsere Sinne in unser Bewußtsein hineinlassen.
 
 
 



 
 
Wir wissen, daß wir gewisse Eindrücke empfinden
und, daß ein Großmaß unseres Weltbildes eigentlich
auf Mutmaßungen fußt, die wir aus dem Rohmaterial
unserer Empfindungen ableiten. - Mehr nicht

6.  Sinneseindruck


Die Wechselwirkung des psychophysischen Organismus mit seiner Welt beginnt. Als Bild ein Paar in der Umarmung, was die Berührung der Sinnesorgane mit dem Objekt veranschaulicht. Was wir als Verbindung unserer Sinne mit einem Objekt auffassen, ist bloß die Erfahrung von Widerstand. Widerstand bedeutet aber, daß es etwas gibt, dem widerstanden wird und das etwas widersteht. Subjekt und Objekt treten hier klar zum Vorschein, aber wer ist was? Die Sinnesdaten erlauben uns nur zu sagen, daß wir einen Widerstand spüren, etwas berühren. Unsere Sprache und unser Bewußtsein suggerieren uns aber weiter, daß wir etwas berühren, das unabhängig von uns existiert.

Stellen wir uns aber die vier Elemente, die uns widerstehen eher als Geister, als Energien vor, anstelle von tote Materie, dann werden aus der Materie lebendige Objekte. So beginnt wieder eine Beseelung der Natur, wie sie unsere Ahnen sahen, mit Naturgeistern, Feen, Elfen. Die Qualität einer solchen Widerstandsempfindung ist eine grundlegend andere als die Subjekt/Objekt Sicht, läßt sie doch auch: »oder alles ist ganz anders als wie ich es sehe« zu.
 
 



 
Lustgewinn als Selbstzweck angestrebt
führt unweigerlich zu einer weiteren
Umdrehung auf dem Rad des Lebens.

7.  Fühlen


Wir empfinden Eindrücke, die wir deuten und in unserer gesamten Weltsicht einordnen, dies veranlaßt uns, unsere Eindrücke zu bewerten. Somit entsteht in Abhängigkeit vom Sinneseindruck das Empfinden oder Fühlen.

Ein Mann, dem ein Pfeil tief ins Auge gedrungen ist, liegt am Boden. Der Pfeil steht für die Heftigkeit, mit der ein Sinneseindruck auf das Sinnesorgan eingedrungen ist. Auf drastische Weise sehen wir, welch starke Gefühle unser sinnliches Erleben hervorruft. Gefühle sind entweder angenehm, schmerzhaft oder von so schwacher Färbung, daß sie neutral erscheinen.

Der Buddhismus will nun in keiner Weise die Ebene des Fühlens verdammen. Nur auch hier ist es wichtig, Lust und Schmerz in der richtigen Art und Weise zu betrachten. Lust und Schmerz werden erst dann zu Problemen, wenn wir mit ihnen in neurotischer Weise umgehen und Lustgewinn oder Schmerzvermeidung zur einzigen Richtschnur unseres Lebens machen. Lust und Schmerz entstehen in Abhängigkeit von unseren Sinnesorganen und ihrer Verbindung mit der Welt. Sie sind eine Art Nebenwirkung von unserem Leben.
Schmerz zeigt uns eine ungesunde Einstellung oder ein ungesundes Verhalten zum Leben, wir sollten versuchen die Ursache des Schmerzes auszuschalten. Können wir ihn nicht lindern, dann muß man ihn standhaft und gelassen ertragen. Empfinden wir in unserem Leben Vergnügen oder Lust, dann mögen wir sie annehmen, sie freudig genießen und ohne Bedauern wieder loslassen.

Weder Lust noch Schmerz dürfen uns sosehr überschwemmen, daß wir unserer Geistesklarheit beraubt und in einen neuen Kreislauf der Reaktion gestoßen werden. Wir müssen uns vor Augen halten, daß das, was wir empfinden Gefühle auf Sinneseindrücke sind, die genauso unbeständig sind wie die Dinge die wir sonst wahrnehmen. Wenn wir auf Gefühle sofort und unkontrolliert reagieren, werden wir die Fortdauer angenehmer Erfahrungen wünschen und unangenehme, schmerzhafte Erfahrungen vermeiden.

Ohne Gedanken an die Gesamtentwicklung unseres Lebens und nur um unsere sofortige Befriedigung besorgt, begehren oder hassen wir. Es entsteht in Abhängigkeit vom Fühlen die Begierde.
Hier zeigt sich die Möglichkeit von dem bedingenden Kreisen des Lebnsrades abzuspringen und sich auf den Spiralenpfad zu begeben. Bisher waren wir geprägt und geformt von den Tatabsichten der Vergangenheit, welche zu den übrigen Bedingungen führten. Nun aber beginnt eine neue Phase des Wollens im gegenwärtigen Leben. Diese neuen Tatabsichten mögen von geschickter oder ungeschickter Art sein.
 
 
 



 
 
 
Du möchtest geliebt werden, weil du nicht selber liebst.
Doch von dem Augenblick an, wo du selber liebst,
fragst du nicht länger, ob du von jemandem
geliebt wirst oder nicht.

8.  Begierde


Ein Mann bekommt von einer Frau ein Getränk gereicht. Erst einmal eine natürliche, körperliche Empfindung, bedingt durch den Flüssigkeitsbedarf des Körpers. Aber das Bild des starken Durstes oder die Art des Bedient werden, eine Frau reicht das Glas, auch eine sexuelle Begierde kann hier angesprochen sein, zeigen die Gradwanderung zwischen gesunder Selbsterhaltung und Begierde.
Begierde ist der Wunsch, Dinge, Ereignisse oder Menschen zu besitzen, da man glaubt, mit ihrer Hilfe sein Ego stützen zu können. Wir verlangen insofern nach Dingen, von denen wir Genuß und in seiner Folge eine Bestätigung und Erhöhung unseres Selbstwertgefühls erwarten und wir wollen unbelastet von Dingen sein, die wir als schmerzhaft, hinderlich oder bedrückend ansehen. Somit hassen wir in Abhängigkeit von unseren Gefühlen.

Es werden drei Grundformen der Begierde unterschieden:
 

  • Begierde nach Sinnesobjekten: Jeder Sinnesbereich - die fünf Körpersinne ebenso wie der Geist - kann uns geeignete Objekte für die Befriedigung unseres neurotischen Begehrens verschaffen.
  • Begierde nach Dasein: ist der tief verwurzelte Drang, in einem dauerhaften Seinszustand zu existieren, insbesondere in einer Welt des himmlischen Entzückens. Sie ist mit einer eternalistischen Ansicht verknüpft.
  • Begierde nach Nicht-Sein: ist mit der falschen Ansicht verbunden, es gebe nach dem Tod kein Bewußtsein mehr. Wen es nach Nicht-Sein verlangt, der wünscht in jene Vergessenheit einzutauchen, die er für die Zeit nach dem Tod erwartet. In seiner extremsten Form geht dieser Wunsch vielleicht auf Bedürfnisse zurück, die so unbefriedigt blieben, daß man den Glauben an die Möglichkeit ihrer Befriedigung verloren hat.


Alle diese Begierden, diese drei Arten der Sinneserfahrung entstehen aus unserem Fühlen und wirken in ihrer jeweiligen Mischung als die Grundkraft, die uns zu immer neuen Umdrehungen des Lebensrades treibt. Haß wird hier nicht eigens erwähnt, weil er aus der enttäuschten Begierde entsteht, die Begierde aber als ursprünglich unheilsame Willensregung angesehen wird.

Die Begierde, das Begehren bleibt aber nicht auf einer Stufe der psychischen Erscheinung stehen, son-dern treibt zum Handeln, zum Ergreifen der Objekte unserer Sehnsucht. Somit entsteht in der Abhängigkeit von Begierde das Anhaften oder Ergreifen:
 
 



 
 
 
Sei deinem Atem gleich
Ständig im Wechsel von
Geben und nehmen.

9. Ergreifen


Eine Frau steht vor einem Baum und pflückt Früchte. Die Begierde hat hiermit eine konkrete Handlung bewirkt. In erster Linie greifen wir nach sinnlichen Genüssen. Unser Verlangen nach ihnen verwandelt sich in eine Art der Abhängigkeit und so werden sie nach und nach zu einem Angelpunkt unseres Lebens.

Aber nicht nur sinnliche Genüsse oder Objekte wandeln sich in dieser Art und Weise sondern auch Ansichten und Meinungen. Unsere Weltsicht, unsere Überzeugungen und Vorurteile sind Dinge, an denen wir hängen und die wir zu Teilen unserer selbst machen. So wird eine Kritik, ein Gespräch über ein Thema immer so schwierig, weil man nicht über etwas neutrales redet, sondern über einen Teil seiner Selbst, für den man hier eintreten, kämpfen muß. Gerade religiöse und politische Dogmen sind in unserer Gesellschaft beliebte Objekte des Anhaftens und führen als solche zu Verfolgungen anderer oder zu »heiligen Kriegen«.

Auch das Verhaftet sein an äußere Vorschriften und ethische Regeln als Selbstzweck ist eine Art des Ergreifens. Es genügt aber nicht bestimmte Rituale richtig durchzuführen, sondern ich muß sie aus einer inneren Überzeugung und Geisteshaltung durchführen, die darauf abzielt, wirklich etwas höheres zu erreichen. Die Motivation muß einer solchen entsprechen, ein Zustand, in dem ich mich selber verändern will, die Erweiterung des eigenen Egos schaffen möchte. Dies Geisteshaltung wird in allen Religionen, Philosophien und magischen Schulen von den Schülern und Meistern gefordert.

Als ein weiterer Punkt des Ergreifen ist noch der Glaube an ein beständiges, unveränderliches Ich zu nennen, dem wir ebenfalls anhaften können. Ein Kern, ein Diamant im Inneren, der das Ich ausmacht. Unsere Fixierung an diese Idee des absoluten Ichs hindert aber daran, unser Bewußtsein zu entwickeln, das Ego hinter uns zu lassen.

Indem wir an sinnliche Genüsse, an Meinungen, Regeln und Gewohnheiten sowie an unsere Ich-Identität klammern, verurteilen wir uns selbst zu einer neuen Umklammerung, zu einer weiteren Umdrehung mit dem Rad des Lebens und des Todes. Auf diese Weise entsteht in der Abhängigkeit mit dem Ergreifen auch das Werden.
 
 



 
 
...und werden am Ende wieder,
was wir immer schon gewesen
sind...

10. Werden


Als Bild zwei Menschen, die in geschlechtlicher Vereinigung ein neues Leben zeugen. Dieses Kettenglied faßt das ganze Lebensrad zusammen, das ja nichts anderes ist, als ein steter Prozeß des Werdens. Es ist das gleiche Wort wie Leben, wenn man sich an die Übersetzung der Bedeutung aus dem Sanskrit hält.
Werden hat zwei Aspekte: den aktiven, willensmäßigen und den passiven der als Ergebnis der aktiven Phase auftritt. Die Bewegung des Rades beruht auf der Bewegung vom Wollen zu seinen Folgen, eine Bewegung also, in der sich die Gestaltungskraft des Wollens in Zuständen des Seins und in konkreten Erfahrungen erfüllt.

Durch unser Festhalten und Greifen im gegenwärtigen Leben bringen wir Bestrebungen hervor, die sich in unserer Wiedergeburt zu einem neuen Leben erfüllen werden, dessen Daseinsstufe unseren eigenen Willensregungen entspricht. Somit kommt es in Abhängigkeit von Werden zur Geburt.
 
 
 
 

11. Geburt


Hier beginnt die letzte Ergebnisphase, die Entstehung eines neuen Lebens, bedingt durch all die Stufen vorher. Wir sind auf der Zeitebene der Zukunft. Eine Frau gebärt ein neues Leben.

Erneut münden damit die Bewegungsmomente unseres Wollens in einem neuen Leben und zwar genau in der Lebenswelt, die dem Muster unserer Absichten entspricht.

Dieses Leben wirkt seinerseits auch auf die Bedingungen, in deren Abhängigkeit Tod und Verfall auftreten.
 
 
 
 

12. Tod und Verfall


Eine Leiche wird zum Verbrennungsplatz gebracht. Was immer geboren wird, wird zwangsläufig die Angriffe von Krankheit, Altern, Schmerz, Trennung und Verlust spüren. Wir werden geboren, weil wir uns anklammern. Doch das, woran wir uns anklammern, wird uns wieder entrissen.

Die Botschaft der Kette ist leicht verständlich, die Darlegung hingegen vielschichtig und heikel. Die gesamte Kette erstreckt sich über drei Leben. Verblendung und Tatabsichten gehören in die Vergangenheit. Empfinden, die sechs Sinne, Sinneseindruck, Fühlen, Begierde, Ergreifen und Werden gehören in die Gegenwart. Geburt und Verfall in die Zukunft. Wir sehen, wie das Gesamtmuster unseres Wollens in einem neuen Leben für uns einen Geist und einen Körper schafft, die mit einer ihnen gemäßen Welt verbunden sind und wie aus dieser Verbindung Lust und Schmerz, Vorliebe und Abneigung entstehen. Wir erkennen auch, daß wir die Wahl haben von diesem Rad abzuspringen und uns auf den Spiralpfad zu begeben, oder weiter kreisend auf dem Rad zu bleiben.

Wir müssen wissen, daß es im Bereich der karmischen Gesetzmäßigkeiten die Willensregungen sind, die Verursachend wirken. Verblendung und Tatabsichten der Vergangenheit verursachen Empfinden, psychophysischen Organismus, die Sechs Sinne, Sinneseindruck und Fühlen in der Gegenwart. Begierde, Ergreifen, Werden in der Gegenwart sind die Verursachungsphasen im derzeitigen Leben. Geburt und Tod folgen darauf als Ergebnis im zukünftigen Leben. Aber diese Verteilung der Kettenglieder darf nicht als eine Gerade gesehen werden, sondern wirklich als ein Rad, das sich unaufhörlich dreht und in dem es nicht diese klare Trennung von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gibt.

Aus dem Zukünftigen kann genauso die Vergangenheit und Gegenwart folgen wie umgekehrt. Und in jeder Stufe sind die anderen Kettenglieder, zumindest unterschwellig vorhanden. So muß jede Zeit mit jedem Glied multipliziert werden und es entsteht eine Verbindung von sechsunddreißig Kettengliedern.
Es soll deutlich werden, das sie also nicht starr und aneinander geknüpft existieren, sondern ineinander verwoben ein kompliziertes Netz ergeben, ein Netzwerk von Bedingungen, das die Wirklichkeit wiederspiegelt. Ein gewaltiges Geflecht einander durchdringender Kräfte mit unendlich schöpferischem Vermögen.
 
 

Der Dritte Kreis: Die Welten


Es besteht also ein Zusammenhang, zwischen unserem Wollen und dem, wo hinein wir geboren werden. Aus diesem Grund scheint es sinnvoll sich einmal den Tod zu vergegenwärtigen und die sich daran anschließenden Welten des bedingten Seins.

Zu Beginn verschwimmt die greifbare Eigenschaft der physischen, lebendigen Logik. Man verliert den physischen Kontakt. Das Element Erde löst sich auf. Und so sucht man automatisch Zuflucht in einer Funktionaleren Situation, das ist das Element Wasser, man versichert sich, das der Verstand noch funktioniert, doch dessen ist man sich plötzlich nicht mehr sicher. Etwas im Kreislauf hört auf zu arbeiten und so bleibt der einzige Weg sich noch auf etwas zu beziehen in der Form des Gefühls, man versucht an etwas zu denken, was man liebt oder haßt, an etwas sehr lebhaftes. Die wässrigen Eigenschaften des Kreislaufes funktionieren nämlich nicht mehr und so greift man auf die Ebene des Feuers zurück, der feurigen Temperamente. Doch auch diese funktioniert nicht mehr, lößt sich langsam in der Ebene der Luft auf. Es entsteht ein unbestimmtes Gefühl von Offenheit, die Konzentration auf etwas entgleitet einen. Nichts mehr bleibt in der Erinnerung. Alles wirkt irgendwie hohl.

Die nächste Erfahrung ist die des Glanzes. Man gibt auf, denn man kann nicht mehr kämpfen. Und so stellt sich eine Art des Unbekümmert sein ein. Es ist eine sehr heftige Erfahrung, ein Zustand, in dem Schmerz und Freude als eins bewußt werden. Die Dualität existiert nicht mehr in dem Sinne, wie wir sie kennen. Der dualistische Kampf um den Versuch, etwas zu sein, ist durch die beiden widerstreitenden Kräfte des Hoffen auf Erleuchtung und der Angst vor dem Wahnsinn vollkommen verwirrt. Die Beiden Extreme aber sind so ausgeprägt, daß es zu einer gewissen Entspannung kommt. Und in dem Moment des nicht mehr kämpfen offenbart sich der Glanz ganz von selbst.

Wir erfahren ihn als eine Erleuchtung, erkennen ihn, den Glanz als auch im alltäglichen Leben vorhanden. Es kommt zu einem plötzlich aufblitzenden meditativen Erfahren der Buddha - Wesens. Haben wir jedoch an dieser Stelle nicht die Möglichkeit uns mit der fundamentalen Einsicht zu verbinden, und beherrscht verwirrte Energie (Verblendung / Tatabsichten) weiterhin unseren geistigen Prozeß, dann lenkt sich die Energie blind links immer mehr ab und fällt schließlich auf Ebenen der verdünnten Energie, im Gegensatz zu der absoluten Energie des Glanzes.

Eine Grundtendenz des Ergreifen beginnt sich im Zustand des Glanzes zu entwickeln, und je nach ihrer Intensität entwickelt sich daraus die Erfahrung der sechs Bereiche in der Welt.

Man kann sich vorstellen, daß zum Ergreifen Energie benötigt wird, und je nach Motivation, nach dem Instinkt, der das Greifen bedingt, wird unterschiedliche Energie benötigt. Aus ihr entsteht dann die Welt, wie sie neu erscheint.

[dritte Kreis - Erklärung der Welten]



Der Weg aus der Sicht der Buddhisten um dem zu entgehen.

Noch einmal zur Erinnerung die vier edlen Wahrheiten:


Die »Vier edlen Wahrheiten« sind das ältestes und zentralste Lehrstück des Buddhismus. Zugleich vermutlich auch die authentischste Lehraussage des historischen Buddha. [...] Die vier edlen Wahrheiten besagen:

  • 1. Wahrheit vom Leiden: Was geboren ist, ist dem Leiden unterworfen. Leiden ist nicht nur, aber vornehmlich Leiden an der Unbeständigkeit und Vergänglichkeit, die sich in allen Formen der Zustandsveränderung und des Wechsels äußert, in Alter, Krankheit, Tod, in der Unbeständigkeit glückhafter Gefühle, Erfahrungen, Seinsmodalitäten. Die Bedingtheit qualifiziert Existenz als leidhaft.
  • 2. Wahrheit von der Leidensentstehung: ergötzendes Begehren oder »Durst« erzeugt Leiden. Dieses Begehren ist dreifach qualifiziert:
    • sinnliches Begehren;
    • Werde-Lust
    • Begehren nach (Selbst-)Vernichtung.
Als Grundsatz gilt: Ergreifen und damit samsarische Existenz - findet statt, solange Begehren vorhanden ist.
  • 3. Wahrheit von der Aufhebung der Ursache des Leidens: Ausmerzen des Begehrens beendet das Leiden. Des Leidens Ende ist aber das Nirvana, die Beendigung des Samsara und die Nichtung des Karma.
  • 4. Wahrheit des Pfades, der zur Aufhebung der Leidensursache führt: Das ist der Hohe Achtfache Pfad.


© [Lexikon des Buddhismus - Digitale Bibliothek Band 48: Lexikon des Buddhismus,  Verlag Herder]


Die vierte edle Weisheit:

Die Wahrheit von dem Weg, der zum Aufhören
des Leidens führt. Der edle Achtfältige Pfad:
 

Der Begriff »Edler Achtfältiger Pfad« ist eine Übersetzung des Sanskrit-Begriffs: arya-astangika-marga. Das Wort »arya« wird im englischen mit dem Wort „nobel“ übersetzt, im deutschen mit „edel“. Im Buddhismus bezeichnet das Wort alles, was sich direkt oder indirekt auf die Verwirklichung der höchsten Wahrheit bezieht. Alles, was geistige Dinge betrifft, sei es der geistige Weg selber, das geistige Ziel oder irgendein anderer Aspekt des geistigen Lebens, kann mit »Arya« bezeichnet werden. In diesem Fall würde »Arya« nicht nur „edel“ sondern auch „heilig“ bedeuten.

»Asta« bedeutet einfach „acht“ und »anga« bedeutet „Glied“, „Mitglied“ oder auch „Schößling“. In diesem Sinne drückt »anga« eher aus, das es sich um eine Kette von Gliedern handelt, die zusammen gehören, als um verschiedenen Stufen, die nacheinander genommen werden, wie es oft bei verschiedenen Einweihungsstufen der Esoterik gesehen wird. »Marga« bedeutet einfach nur „Pfad“ oder „Weg“. So kann man also den Begriff wörtlicher Übersetzen: »Der Heilige acht Glieder umfassende Weg«

Es ist wichtig zu wissen, daß der »Der Heilige acht Glieder umfassende Weg« nach der indischen, buddhistischen Tradition auf eine ganz natürliche Weise in zwei große Abschnitte fällt. Der erste ist der Pfad der Schauung,  und entspricht somit dem Schritt der:

Vollkommenen oder rechten Schauung.

Der zweite ist der Pfad der Verwandlung. Ihm sind die übrigen sieben Kettenglieder zugeordnet:

Vollkommene oder rechte Emotion
Vollkommene oder rechte Rede
Vollkommenes oder rechtes Handeln
Vollkommene oder rechte Lebensweise
Vollkommene oder rechte Bemühung
Vollkommene oder rechte Achtsamkeit
Vollkommene oder rechte Konzentration (Meditation)

Diese Aufteilung bedeutet, daß vollkommene Schauung für die Phase der anfänglichen geistigen Einsicht und Erfahrung steht, wohingegen der Rest des Achtfältigen Pfades die Verwirklichung unseres ganzen Wesens, mit all seinen Höhen und Tiefen und in all seinen Bereichen im Einklang mit dieser anfänglichen Einsicht und Erfahrung umfaßt. Er stellt die vollständige und durchgreifende Verwandlung unseres Gefühlslebens, unserer Rede und Kommunikation mit anderen, unserer Lebensweise und so weiter dar, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.Man mag vielleicht erst seine Lebensweise und dann erst sein Reden verwandeln, aber nach und nach muß das ganze Wesen verwandelt werden, in seinen Höhen und Tiefen, im Bewußten und Unbewußten.

Vollkommene oder rechte Schaunng erhält man durch die Betrachtung des Lebensrades, des Buddhas und durch die Betrachtung und Verwirklichung des Pfades.

Zu Punkt 1 (rechte Schauung):
Vergänglich sind alle irdischen Dinge. Das bedeutet: Alles ist im ständigen Wandel. Die Welt ist bedingtes Sein und dieses Sein verursacht Schmerz. Das Gehen des Weges kann diesen Schmerz auflösen.

Zu Punkt 2 (rechte Emotion):
Er beschreibt das Bemühen, sich auf eine Art und Weise zu verhalten, die über das bloße Reagieren hinausgeht. Wenn ich als Mensch liebevoll und großzügig, sowie ohne Furcht leben möchte, dann muß ich mich darin üben, die Neigung zu überwinden ärgerlich, gierig  oder auch verwirrt zu sein. So muß ich in dem täglichen Leben das nicht hassen, nicht gierig sein und nicht enttäuscht sein üben.

Zu Punkt 3 (rechtes Reden):
»Sei Achtsam mit deinen Worten, bereite mit ihnen keinem Menschen Verdruß, kein Tag kannst du sicher sein, ob der Sprecher sie nicht einmal selber schlucken muß«. Aber es ist nicht nur die Warnung und die Bedrohung, die bewirken soll, daß man rechtes Reden übt. Aber das Reden sollte so ausfallen, das man alles in sich zurück hält, bis ein Weg gefunden ist, es auf hilfreiche Weise zu sagen. So lehrte Buddha, daß  Ermahnungen zu einem günstigen Zeitpunkt ausgesprochen werden sollen. Sie sollen aufrichtig, milde, gütig und hilfreich sein. - Tratschen oder Klatschen heißt, wie auch lästern, über jemanden zu Reden, der nicht anwesend ist. Und eigentlich immer ist es überflüssig, so zu reden. Geringschätziges Sprechen über einen Dritten, lädt den Zuhörer ein, den eigenen schmutzigen Raum zu betreten und zu teilen. Spricht man über einen Dritten bewundernd, könnte das den Eindruck erwecken, daß der Zuhörer unwichtig ist. Man sollte lieber über die gegenwärtigen Erfahrungen sprechen, über das was ist. Und man sollte sich auf den anderen einlassen, auf ihn konzentrieren.

Zu Punkt 4 (rechtes Handeln):
Jede einzelne Handlung, die wir begehen birgt die Möglichkeit in sich, Schmerzen zu verursachen. Alles, was wir tun hat Konsequenzen, die viel weitreichender sind, als wir es uns oftmals vorstellen können. Handeln will sorgfältig überlegt sein, denn alles ist von Bedeutung.

Zu Punkt 5 (rechte Lebensweise):
Ein komplizierter Begriff, gerade in einer Gesellschaft der Industrienation. Aber unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten, den Bedürfnissen und dem was man wünscht, es sollte immer darum gehen, es aufrecht und ohne die Ausbeutung anderer zu tun. Eine gesunde Einstellung zu sich, zu seinem Körper und ein gerechtes Maß an Selbstwertgefühl sind wichtig und auch das Achten der Mitmenschen und der Umwelt.

Zu Punkt 6 (rechtes Bemühen):
Die Richtlinien des Lebens sollen sein darauf zu achten, ob zuträgliche Gefühle wie Freundlichkeit, Mitgefühl oder Großzügigkeit im eigenen Geist gegenwärtig sind. Auf Grund dieser Gefühle soll man handeln um Glück zu verursachen. Gefühle wie Gier, Haß, Verblendung oder Ärger sollten nicht in ihrem Wachstum ermutigt werden sondern nach und nach verschwinden.

Zu Punkt 7 (rechte Achtsamkeit):
Das Leben bewußt zu erleben. »Wenn du gehst, geh - wenn du stehst, steh - wenn du redest rede - wenn du einatmest, atme ein - wenn du schläfs, schlafe - aber schwanke nicht.

Zu Punkt 8 (rechte Konzentration):
Dies ist am geeignetsten durch die Meditation und die Achtsamkeit in jeder Handlung zu erlernen. In der Metta Bhavana wünscht man Glück, sich selber, den Menschen die man haßt, die man liebt, die neutral sind, der Welt und dem Universum. Bei der Bewußtwerdung der Atmung versucht man seine Atmung zu sein, seine Atmung zu erspüren und sie zu vergegenwärtigen.
 


 
 

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